Mitteilungen

Zum Gründungstag, 17. November 2011

Liebe Freundinnen und Freunde,

Bei der Gründung der TG wurden ja 3 Ziele formuliert, die ein Mitglied akzeptieren sollte. Im 2. Ziel wird das Studium der Religionen genannt. Da unsere Gruppe Hohes Ufer in Hannover hauptsächlich aus Christinnen besteht, haben wir uns in den letzten Jahren immer wieder mit dem Buddhismus beschäftigt, um dem 2. Ziel Genüge zu tun. In diesem Jahr erlebten wir eine Zenmeisterin in ihrem Dojo. Als sie uns danach in unserer Gruppe besuchte, war es an der Zeit, darüber nachzudenken, welche Beziehung die TG zum Buddhismus insbesondere hat. Ohne jetzt in intensive Forschung gehen zu können, sind mir dabei folgende Besonderheiten begegnet.

Schon in der Lebensgeschichte von HPB, unserer Gründerin, die natürlich eigentlich im orthodoxen christlichen Glauben erzogen wurde, zeigte sich von Beginn an eine besondere Beziehung zum Buddhismus. Andrej Fadejew, ihr Großvater wurde zum Sachverwalter der Kalmüken bestellt. Das waren mehr als 100 000 Buddhisten, für die er die Verantwortung übernahm. HPB war sehr viel im Haus ihrer Großeltern, da ihre Mutter Helena Andrejewna, eine sehr bekannte Schriftstellerin, oft mit ihren Kindern bei ihren Eltern wohnte. Sie war sehr zart und konnte bei den häufigen Versetzungen ihres Ehemannes als Militär nicht immer mit umziehen. Während eines solchen langen Besuches bei ihren Eltern schrieb sie sogar ein Buch über die Kalmüken. HPBs Kontakt zu diesem buddhistischen Volk wurde noch intensiver, als ihre zarte Mutter starb und die Kinder endgültig in die Betreuung der Großeltern gegeben wurden. So zog sie mit ungefähr 10 Jahren mit den Großeltern und Geschwistern nach Sartov, wo die Familie liebevoll von dem Kalmükenfürsten Tumen empfangen wurde. Die Großmutter erklärte den Kindern den buddhistischen Glauben ihres Gastvolkes. Besonders angezogen wurde das sensitive Kind Helena von einem alten Heiler Baranig Bouryak. In dieser Lebensphase erschien HPB auch einer ihrer beiden Meister, den sie als ihren Schutzgeist ansah. Sie begegnete ihm dann 20jährig erstmalig in der Realität. Einer ihrer Meister war Buddhist und bat sie, zur Ausbildung nach Tibet zu kommen. Dies wurde aber erst sehr viel später umgesetzt. Als HPB später die „Isis entschleiert" schrieb, sprach sie von einem prähistorischen Buddhismus, der eigentlich der Ursprung aller höheren Relgionen sei, auch der Theosophie. Die „Geheimlehre" basiert ja auf dem wunderschönen, sicher ebenfalls prähistorisch buddhistischen Gedicht „Buch des Dzyan". Sinnett schrieb ein Buch mit dem Titel „Esoteric Buddhism". Es hatte zwischen 1883 und 1972 10 Auflagen. Dabei wird hier allerdings das Wort Buddhismus eigentlich so gebraucht, dass es sich nicht auf die noch lebendige buddhistische Religion in ihren Spielarten bezieht, sondern auf die Sanskritwurzel Budh, was so viel wie Wissen, tiefes Ergründen bedeutet. Einer Verwechslung dieser Wortbedeutungen erlagen bis zuletzt viele Menschen, auch viele Mitglieder der TG. Ganz anders bei dem von Olcott herausgegebenen buddhistischen Katechismus für die Jugend Ceylons, der dort den Buddhismus wieder festigen sollte, was auch gelungen ist. (Schade dass sich auf Sri Lanka der Buddhismus rigide, ja militaristisch darstellt.) Irgendwann traten HPB und Olcott offiziell zum Buddhismus über. Das rief Unverständnis und auch Anfeindungen hervor. Es zeigt uns aber heute, wie wichtig die buddhistische Religion für die beiden Gründer der TG war. Vieles aus dem „Urbuddhismus" findet sich in den sogenannten theosophischen Lehren und hat in der ganzen Welt einen Strom von Offenheit und Verständnis für spirituelles Leben eröffnet oder erweitert. Eine nette Sache ist, dass sich HPB gewünscht hat, wir sollten an ihrem Gedenktag, dem Weißen Lotustag etwas aus dem Buch „Die Leuchte Asiens" von Edwin Arnold (1891) lesen. Das Buch mutet uns heute sehr romantisch an. Aber es zeigt auf bezaubernde Art und Weise die Verehrung Gautama Buddhas, des Begründers der buddhistischen Religion. In moderner Zeit hat die Theosophische Gesellschaft sicher dazu beigetragen, dass sich Menschen mit buddhistischen Strömungen auseinandersetzen, z.B. dem Zen-Buddhismus oder dem tibetischen Buddhismus. Die Verbindung zwischen TG und tibetischem Buddhismus ist sehr stark. So wurden in Adyar tibetische Flüchtlinge aufgenommen, z.B. eine ganze Schulklasse mit ihrem Lama. Wir deutschen Jungtheosophen unterstützten von unserem Taschengeld jahrelang 2 tibetische Flüchtlingskinder. Lange Zeit später war der tibetische Gelehrte Samdong Rimpoche in Adyar tätig, bis er vom Dalai Lama für andere Tätigkeiten abberufen wurde. In diesem Jahr besuchte der Dalai Lama die TG in den USA. Ich hoffe, Euch hat mein Versuch über die buddhistisch-theosophischen Beziehungen nicht gelangweilt und Ihr habt keine Fehler gefunden.

In diesem Sinne herzliche Grüße,
Cornelia M.

Im Auftrag des Vorstandes der Theosophischen Gesellschaft ADYAR in Deutschland e. V.

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