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Zum Gründungstag, 17. Nov. 2012

Liebe Freundinnen und Freunde,

vor einiger Zeit fiel mir ein Faltblatt aus dem Jahr 1975 in die Hände, das von der deutschen Sektion zum 100jährigen Bestehen der Theosophischen Gesellschaft herausgegeben worden war. Es stellt die Gründer, die Präsidenten und führende theosophische Persönlichkeiten der Vergangenheit und Gegenwart mit Fotos und Aussprüchen dar. Das kleine eindrucksvolle Faltblatt brachte mich auf die Idee, zu einem Gründungstag einmal diese Persönlichkeiten aus meiner bescheidenen Sicht kurz vorzustellen.

Olcott und Blavatsky gründeten am 15.11.1875 in New York die Theosophische Gesellschaft. Mit tiefer Hochachtung danke ich ihnen für diese mutige Tat, die so viele geistige, esoterische, spirituelle Entwicklungen angestoßen hat. Leadbeater wirkte zur gleichen Zeit wie Annie Besantund oft mit ihrzusammen. Er untermauerte unter anderem viele Aussagen der theosophischen Literatur durch seine Forschungen als Hellseher. In meiner Zeit als Jungtheosophin las ich mit Spannung sein Buch „Man whence, how and wither“ und natürlich auch einige andere grundlegende Bücher, z.B. über den nicht sichtbaren Menschen. Als ich 1964 in Adyar war, las ich die „Lives of Alcyone“, die mir ein wenig schmunzelnd empfohlen wurden. Dies ist eine wichtige Studie seiner Reinkarnationsforschung. Ich bemerkte, dass Leadbeater unter den Theosophen nicht mehr so angesehen war. Man glaubte ihm seine Hellsichtigkeit nicht so richtig oder meinte, er habe vieles falsch gesehen oder interpretiert. Ich konnte dieses Urteil nie teilen und freute mich, als ich später in der sogenannten „Esoterikliteratur“ Leadbeater immer wieder zitiert fand. Das ist auch heute noch so. Und Peter Michels Biographie hat sein Bild sicher bei den letzten Theosophen korrigiert. Da ich selbst stark beeinflusst durch die 68ger Bewegung wurde, hat mich bei Annie Besant besonders ihre Herkunft aus der sozialen und emanzipatorischen Bewegung und ihr hier angesiedeltes Engagement begeistert. Aber schon 1964 freute ich mich, in einigen indischen Städten ihr Denkmal gegenüber dem von Gandhi zu entdecken. Sie hat das geistig von Europa dominierte Indien durch die Theosophie wieder zu einem spirituellen Selbstbewusstsein gebracht. Besonders aber liebe ich ihr Buch „Esoterisches Christentum“. Nach ihr wurde Arundale Präsident. Als ich jung war, begeisterte mich sein Buch „Du“. Und ich freue mich, dass jetzt das Buch „Das Licht auf dem geistigen Pfad“ herauskommen konnte. Natürlich bewegte mich als junges Mädchen, dass er die bezaubernde Rukmini Devi geheiratet hatte, die ich sowieso liebte und bewunderte. Jinarajadasa war sicher ein strenger Präsident und Verwalter des Hauptsitzes Adyar. Das habe ich aus einigen Anekdoten entnommen, die mir dort erzählt wurden. Sri Ram habe ich1964 in Adyar kennengelernt.. Er war damals ein gebrechlicher alter Herr voller Charme und Zartheit. Wir jungen Leute waren quasi stumm vor Ehrfurcht. Seine Bücher haben mich viel über den eigentlichen inneren Kern der theosophischen Lehren gelehrt. Man konnte sie damals bei jeder Veranstaltung als kleine billige Ausgaben kaufen. Nun kommt schon die sehr kurze Zeit der Präsidentschaft von John Coats. Wir jungen Leute liebten ihn alle von Herzen, denn er strahlte selbst eine tiefe Liebe für alle und alles aus, die sich uns direkt und sogar körperlich mitteilte. Wir kannten ihn alle von den Jungtheosophen Camps der damaligen Zeit, die er als Chairman immer besuchte. Auch Rukmini Devi Arundale war ein wichtiges Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Wir kannten sie von den Besuchen der Jungtheosophen Camps und liebten sie sehr. Ich bewunderte ihr Werk in Kalakshetra, dieser ganz besonderen Tanz- und Kunsthochschule, die sie gründete und die auf ganz Indien ausstrahlte, aber auch ihre Arbeit für Animalwelfare und ihre besondere Sicht auf Erziehung. Da war sie für mich als junge Lehrerin absolutes Vorbild. Mit ihr endet der Flyer von 1975. Und dann schließt sich ja auch schon die Zeit von Radha Burnier an, Tochter von Sri Ram. Sie wurde auf dem Adyargelände geboren, besuchte eine von Theosophen gegründete Schule in Indien und studierte anschließend in der Kalakshetra Schule klassischen indischen Tanz. Ihr Studium in Sanskrit in der Benares Hindu University schloss sie mit einem Master Degree ab. Damit war sie bestens darauf vorbereitet, die Leitung des Adyar Library and Research Centre zu übernehmen. Nach 20 Jahren Direktorat übernahm sie 1980 als 7. Präsidentin die Leitung unserer Theosophische Gesellschaft Adyar, jetzt in ihrer 5. Amtsperiode, die jeweils 7 Jahre dauert. Viele von uns kennen sie persönlich von ihren Vortragsreisen um die Welt oder von einem Besuch in Adyar. Dieser Brief mit einigen meiner persönlichen Eindrücke kann nur eine Anregung sein, sich mit diesen außergewöhnlichen Persönlichkeiten ernsthaft zu befassen.

Herzliche Grüße an alle,
Cornelia M.

Im Auftrag des Vorstandes der Theosophischen Gesellschaft ADYAR in Deutschland e.V.

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